Modern Samurai – Max Leitner #workingpeople

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„Wenn du nicht auf dich selbst aufpasst, dann tut das keiner. Auf jeden Fall nicht dein Arbeitgeber. Nachdem ich damals krank geworden bin habe ich mein Leben umgekrempelt.“

Ich hatte mich in den Toyota Supra A80 von Max Leitner hinein fallen lassen und genieße das auffällige Brummen aus dem Motorraum, während mir Max seine Geschichte erzählt. Es ist eine Geschichte über Erfolge, Rückschläge und den Willen wieder aufzustehen, sich aufzurichten und sich seinen Weg zu suchen.

Max ist gelernter Werkstofftechniker mit ausgeprägter Liebe zu starken Autos und ganz speziell zu seinem Supra. Im Hauptberuf ist er Vertriebsleiter für ein hoch spezialisiertes Metalltechnik Unternehmen im Familienbesitz und reißt im Jahr seine 60.000 Kilometer runter, während er zwischen Österreich, Ungarn und Tschechien herumtingelt.

Um ihn ganz oberflächlich zu beschreiben wäre das Wort Workaholic wohl am besten geeignet. Es wird ihm jedoch nicht gerecht, weil er dem negativen Image eines überarbeiteten Menschen nicht gerecht wird. Er ist fröhlich, zuvorkommend und scheinbar immer gut aufgelegt – auch wenn man ihm ansieht, wenn er gerade nicht in Topform ist.

Vor einigen Jahren fing er im Aussendienst eines internationalen Konzerns an, arbeitete sich hoch und ist heute noch auf seine Leistung stolz. Das sieht man ihm an. Doch, als er eine Herzmuskelentzündung gerade noch überlebte und sein damaliger Arbeitgeber eher kaltherzig darauf reagierte, begann er umzudenken.

„Ich dachte mir, wenn ich mir eine neue Arbeit suche, dann muss die andere Bedingungen aufweisen. Gewisse Freiheiten. Ich bin nicht der 9-5 Typ. Ich sitze oft bis 3 oder 4 in der Früh und vertiefe mich gerne in meine Themen und investiere die Zeit. Das geht sich während der Normalarbeitszeit nicht aus.“

„Früher wollte ich beweisen, dass ich der Beste bin für den Job und hab meine ganze Energie auf die Firma verschwendet. Verschwendet, muss ich viel mehr sagen, leider. Denn sie sahen zwar die Erfolge aber nicht mich als Mensch. Dann hab ich gesagt, aus, das mach ich so nicht mehr.“

„In der neuen Firma habe ich schon bei der Bewerbung klargestellt, dass ich ihnen den Erfolg liefern werde, aber frei arbeiten will und sie mit mir keinen Fußabtreter bekommen. Das hat ihnen zugesagt.“

Max Leitner vor seinem Toyota Supra.
Max Leitner – Modern Samurai.

 

Supra – die neue Liebe

Irgendwie kam Max dann in Berührung mit Autos. In unserem kurzen Gespräch wurde nicht klar wie genau. Aber er blieb dabei hängen und spezialisierte sich auf die Marke Toyota und dann auch noch auf sein Lieblingsfahrzeug, das er aus Japan einführen ließ und seitdem laufend daran schraubt. Scherzhaft  beschreibt er das dann so: „Im Winter werden Dinge repariert, die nicht kaputt sind und Teile gekauft, welche man nicht braucht.“

Ob es nicht wahnsinnig teuer ist ständig an so einem Auto herumzuschrauben, frage ich ihn. „Ich sehe das nicht als Ausgabe an, weil es mir viel mehr bringt allein eine Stunde in diesem Auto zu sitzen als ein ganzes Wochenende herumzuliegen und nichts zu tun. Und wenn ich am Auto schraube gehts mir danach viel besser. Wahrscheinlich weil ich mich dabei abkapseln kann und dann unterbewußt an Problemlösungen arbeite. Dabei fällt der Druck ab. Oder ich vergesse ihn. Und danach wird mir alles klarer und ich kann mich komplexen Problemen konzentrierter widmen.“

 

Max Leitner, wie führt man ein gutes Leben?

„Viele setzen sich nicht mit sich selbst auseinander, sondern orientieren sich an dem was gerade Trend ist oder am Freundeskreis, der es auch nicht besser weiß. Und dann entsteht eine Eigendynamik, die sie versuchen mit was anderem zu kompensieren – etwa Shopping. Aber das erfüllt sie dann auch nicht.“

„Das ganze funktioniert über lange Zeit gerade noch gut genug, sodass man es nicht ändern will. Irgendwann passiert es aber, dass man in ein Loch hinein fällt. Und dann krempelt man ganz heftig alles um. Solange der Leidensdruck nicht groß genug ist und man sich selbst in die Irre führt, ändert man nichts.“

„Ich hatte Glück, weil ich durch Zufälle oder unterbewusst gesteuert in meine Passion hinein geschlittert bin. Und es hat sich dann erst später offenbart, wie viel Energie ich da heraus ziehen kann. Und dann ist es zu einer ganz bewußten Geschichte geworden.“

„Meine Hauptbeschäftigung mache ich sehr gerne und genieße auch die Freiheiten, die ich mir erarbeitet habe. Ich habe vieles aus meinen früheren Leben gelernt. Einerseits achte ich etwas mehr auf mich selbst. Andererseits genieße ich mehr. Arbeite aber immer noch sehr viel.“

— ENDE —

Max ist hiermit nun nicht nur zum Teil der #workingpeople Fotoserie geworden, sondern auch meine Nr.7 der #52Wochen#52Portraits Challenge. Weitere Beiträge aus der #WORKINGPEOPLE Serie: